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18. September 2010
INTERFILM in Venedig 2010: Russische Filme der Gegenwart
3. Ökumenische Filmveranstaltung der Mostra del Cinema

Unter dem Titel „Russian Cinema Today – Dreams and Reality“ fand bei der Mostra Internationale d’Arte Cinematografica 2010 am Lido von Venedig zum 3. Mal eine ökumenische Filmveranstaltung statt. In einem Vortrag stellte der international renommierte Filmkritiker und Filmhistoriker Andrej Plachov das gegenwärtige russische Filmschaffen vor. Zur Veranstaltung eingeladen hatten INTERFILM, ihre italienische Mitgliedsorganisation Associazione protestante del Cinema Roberto Sbaffi und die italienische katholische Filmorganisation Fondazione Ente dello Spettacolo, die dafür auch ihre Festivalräumlichkeiten im Hotel Excelsior zur Verfügung stellte.

In einem Grußwort würdigte Festivaldirektor Marco Müller die Erneuerung des russischen Films durch junge Regisseure und Autoren, die ihren sichtbarsten Ausdruck durch den Goldenen Löwen für Andrej Zvjagincevs Film „Die Rückkehr“ (Vosvraschtschenie) in Venedig 2003 gefunden hat. Seitdem, so Müller, ist die Mostra del cinema das wichtigste Schaufenster des russischen Films geworden und hat damit die Berlinale abgelöst, die diese Funktion in früheren Jahrzehnten wahrgenommen hatte. Für seine Verdienste um den russischen Film war Marco Müller im Sommer 2010 mit dem „Orden Družby“ (Orden der Freundschaft) des russischen Staates ausgezeichnet worden. Der aktuelle Festivaljahrgang zeigte mit „Stumme Seelen“ (Silent Souls/Ovsjanki) von Aleksej Fedorcenko wiederum einen russischen Wettbewerbsbeitrag, der den Preis der Internationalen Filmkritik und eine Lobende Erwähnung der SIGNIS-Jury gewann. Der Regisseur war als Gast zur kirchlichen Veranstaltung gekommen und fand sich spontan bereit, auf dem Podium nach Plachovs Vortrag den Fragen des Publikums Rede und Antwort zu stehen.


Festivalleiter Marco Müller und Karsten Visarius, Executive Director von INTERFILM
© Gianna Urizio

Auch Plachov würdigte Zvagincevs „Rückkehr“ (der auch den von INTERFILM vergebenen Templeton-Filmpreis 2004 erhalten hatte) als Ausgangspunkt der jüngsten „Renaissance“ der russischen Filmkunst. Nach der Aufarbeitung der sowjetischen Vergangenheit und einer von Mainstream-Produktionen nach amerikanischem Muster beherrschten ökonomischen Rekonstruktion der russischen Filmindustrie stellt diese Renaissance, so Plachov, eine dritte Entwicklungsphase des russischen Films nach der Perestrojka dar, die an kulturelle Muster der Zeit vor der Oktoberrevolution anknüpft und damit auch religiöse und spirituelle Traditionen wiederbelebt. Pavel Lungins „Die Insel“ (Ostrov), der von einem schuldbeladenen, reuevollen und Vergebung suchenden Mönch in einem Kloster im Norden Russlands erzählt, ist das populärste Beispiel für eine solche Wiederbelebung. Auch die zahlreichen Ökumenischen Filmpreise für russische Produktionen im letzten Jahrzehnt zeugen von der künstlerischen Produktivität des russischen Filmschaffens (s.u.).

 
Aleksej Feorchenko und Andrej Plachov
© Gianna Urizio

Im Anschluss an Plachovs Vortrag fand eine Diskussion mit den Gästen der Veranstaltung statt, unter denen Karsten Visarius, Executive Director von INTERFILM, die Verantwortliche für russische Filme der Mostra, Aliona Shumakova, und die Programmdirektorin des Internationalen Filmfestivals „Kinotavr“ in Sotschi, Sitora Alieva, ausdrücklich begrüßte. Mit einem von der Fondazione Ente dello Spettacolo gereichten Imbiss endete das ökumenische Treffen.

Den Festivalbericht von Heike Kühn finden Sie hier.

Einladung zur Veranstaltung (englisch):

Vortrag von Andre Plachov (Zusammenfassung, englisch):


Ökumenische Filmpreise für russische Filme seit 2000:

Kak ja provel etim letom (How I Ended This Summer), Pavel Popogrebsky, Russland 2010 (Lobende Erwähnung Yerevan 2010)
Drugoje Nebo (Another Sky), Dmitrij Mamulja, Russland 2010 (Ökumenischer Filmpreis Karlovy Vary 2010)
Buben Baraban, Aleksej Misgirev, Russland 2009 (Ökumenischer Filmpreis Cottbus 2009)
Volchok (Wolfy), Vasilij Sigaryev, Russland 2009 (Lobende Erwähnung Kiev 2009)
Yuriev Den' (Der Tag in Yuriev), Kirill Serebrennikov, Russland/Deutschland 2008 (Lobende Erwähnung Locarno 2008)
Dikoe polje (Wild Field), Michail Kalatosischwili, Russland 2008 (Ökumenischer Filmpreis Cottbus 2008)
Tulpan (Tulip/Tulpe), von Sergej Dwortsewoj, Deutschland/Schweiz/Kasachstan/Russland/Polen 2008 (Lobende Erwähnung Cottbus 2008)
Puteschestwije s domaschnimi schivotnymi (Travelling With Pets), Vera Storoschewa, Russland 2007 (Ökumenischer Filmpreis Cottbus 2007)
Prostye Vešci (Simple Things), Alexej Popogrebsky, Russland 2006 (Ökumenischer Filmpreis Karlovy Vary 2007)
Civil Status, Alina Rudnitskaya, Russland 2005 (Lobende Erwähnung Oberhausen 2006)
Parnikovyj Effekt (Greenhouse Effect), Valery Akhadov, Russland 2005 (Ökumenischer Filmpreis Zlin 2006)
Babusja (Grandmother), Lidia Bobrova, Russland/Frankreich 2003 (Ökumenischer Filmpreis Karlovy Vary 2003)
Cistyj Cetverg (Clean Thursday), Aleksandr Rastorgujev, Russland 2003 (Ökumenischer Filmpreis Leipzig 2003)
Vosvrašcenie (The Return), Andrej Svjagincev, Russland 2003 (Ökumenischer Filmpreis Cottbus 2003/Europäischer John Templeton Filmpreis 2003)
Suka (Bitch), Igor Voloshin, Russland 2001 (Ökumenischer Filmpreis Oberhausen 2002)
Sidet’ v škafu (To Sit in a Wardrobe), Tatjana Detkina, Russland 2001 (Lobende Erwähnung Oberhausen 2002)
Sestry (Sisters), Sergej Bodrov, Russland 2001 (Ökumenischer Filmpreis Cottbus 2001)