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10. Juni 2011
Der Einsatz von Kurzfilmen im Gottesdienst
Rezension zu: Thomas Damm, Sabine Schröder, Kurzfilme im Gottesdienst. Anleitungen und Modelle für Gemeinde, Schule und Gruppen. Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2011, 127 Seiten, 22,95 €

Von Christine Stark

Eine Idee, die dem oft wortlastigen Gottesdienst Schwung verleihen kann: Kurzfilm und Diskussion statt Predigt. Ein handliches Buch gibt dazu kompakte Information – zum Ausprobieren.

Wer sich schon einmal an einer Filmpredigt versucht hat, weiss dass dies alles andere als einfach ist. Problematisch ist bereits die Frage, ob und wie eine Filmhandlung nacherzählt oder anhand von Ausschnitten wenigstens in Ansätzen nacherlebbar gemacht werden kann. Nun präsentieren Sabine Schröder und Thomas Damm in einem handlichen Buch die einfache und überzeugende Idee, statt grossem Kino Kurzfilme in die Kirche zu bringen. Damit ist nicht nur das Predigtdilemma gelöst, es wird generell ein neues Erprobungsfeld für gottesdienstliches Handeln zur Debatte gestellt. Das gemeinsame Ansehen eines Kurzfilms (bis maximal 15 Minuten) und ein anschliessendes Gespräch der Gemeindeglieder treten an die Stelle einer traditionellen Predigt. Von Priestertum aller Gläubigen und der Demokratisierung des gottesdienstlichen Handelns ist die Rede, eine Idee, die gerade auch reformierten Gottesdiensten mit ihrer Konzentration auf Predigt und den oder die Predigende frischen Schwung verleihen kann. Dass die Pfarrerinnen und Pfarrer dennoch bei Planung und Durchführung äusserst sorgfältig arbeiten müssen, thematisiert das Buch durchgehend. Die Materie will gründlich durchdacht und vorbereitet sein. Auswahl eines geeigneten Kurzfilms, rechtliche und technische Fragen, sind das Eine. Liturgisches Feingefühl für den um den Film herumgelagerten Gottesdienst durch die Auswahl von Gebeten, Lesungen und Liedern sowie das Filmgespräch das Andere.

Sabine Schröder als Leiterin der Filmzentrale der Evangelischen Kirche von Westfalen und Thomas Damm als Gemeindepfarrer und Filmbeauftragter des Kulturrats der Evangelischen Kirche von Westfalen wissen, worüber sie schreiben. Ihr Buch ist kompakt, informativ und praxisorientiert, wobei die „Modelle für Schulen und Gruppen“, die der Untertitel verspricht, deutlich hinter dem gottesdienstlichen Vorschlag zurückbleiben. Dies fällt aber nicht weiter ins Gewicht, schliesslich ist die Gottesdienstidee die kühnste und interessanteste. Eine Checkliste soll helfen, technische Fallstricke zu vermeiden, eine Filmliste bietet erste Anregungen für die Auswahl. Zudem liegt eine DVD mit zwei Filmen bei, auch wenn deren Daten nur für Computer und nicht für DVD-Player aufbereitet sind. Die rechtlichen Details gelten freilich nur für den deutschen Raum. Doch ist selbstverständlich auch in der Schweiz ein Gottesdienst eine öffentliche Veranstaltung und entsprechend sind die Vorführrechte abzuklären. Hierfür wie auch bei der Filmauswahl geht jede kirchliche Medienstelle gerne zur Hand, im Medienladen ist darüber hinaus das Buch erhältlich. Fünf ausformulierte Gottesdienste runden das Ganze ab. An diesen fällt auf, dass erstaunlich viele Texte als Lesungen zusammengestellt sind. Ein evangelischer Reflex, doch noch genug Wort zu Wort kommen zu lassen? Doch dies sollten am besten diejenigen ausprobieren, die sich an dieses neue Gottesdienstkonzept heranwagen.

Christine Stark ist Filmbeauftragte der Reformierten Medien (Zürich) und Mitglied des Leitungsauschusses (Steering Committee) von INTERFILM. Der Text erschien erstmals in der Reformierten Presse Nr. 15/16 (2011)