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Oberhausen
60. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
1.-6. Mai 2014

Festival-Website  |  Festivalbericht

Die Internationalen Kurzfilmtage feierten dieses Jahr ihr 60. Jubiläum. Aus diesem Anlass würdigte die Ökumenische Jury im Namen von INTERFILM und SIGNIS Festivalleiter Lars Henrik Gass mit einem Ehrenpreis. Jurymitglied Théo Péporté hob sein Engagement für den Kurzfilm, die Filmkunst und seine Verdienste für die Kurzfilmtage hervor, als er ihm bei der Abschlussfeier des Festivals die Ehrenplakette überreichte. In seiner Antwort dankte Gass den kirchlichen Filmorganisationen für ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Festival. Nach seiner Beobachtung habe die ökumenische Jury immer wieder "politische und mutige" Preise verliehen. 

Ehrenpreis für Festivalleiter Lars Henrik Gass
Die Mitglieder der Jury mit dem Festivalleiter, v.l.: Matthias Kuhl, Eberhard Streier, Lars Henrik Gass, Sabine Schröder und Théo Péporté

Der Hauptpreis des Festivals, der Große Preis der Stadt Oberhausen, ging an den Film "La Estancia" von Federico Adorno aus Paraguay. Die Ökumenische Jury zeichnete den litauischen Beitrag "Neeuklidine Geometrija" (Nichteuklidische Geometrie) von Skirmanta Jakaite und Solveiga Masteikaite mit ihrem Preis aus und vergab außerdem eine Lobende Erwähnung an "Two Films About Loneliness" von Christopher Eales und Will Bishop-Stevens aus Großbritannien.


PREISE DER ÖKUMENISCHEN JURY

Die Ökumenische Jury bei den 60. Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, berufen von INTERFILM und SIGNIS, vergibt ihren Preis an den Film


NEEUKLIDINE GEOMETRIJA (Nichteuklidische Geometrie)
von Skirmanta Jakaite und Solveiga Masteikaite, Litauen 2013

Begründung: Die Liebe – Hält sie allem stand? Hört sie niemals auf? In bisweilen irritierenden Bildern erzählt der Film auf verschiedenen Ebenen eine Geschichte von Partnerschaft, Trennung und Liebe. Auf diese Weise fordert er dazu heraus, sich mit der Frage nach der (Un-) Endlichkeit der Liebe auseinanderzusetzen und eigene Antworten zu suchen.

Trailer zu NEEUKLIDINE GEOMETRIJA


Die Jury vergibt außerdem eine Lobende Erwähnung an den Film

TWO FILMS ABOUT LONELINESS (Zwei Filme über Einsamkeit)
von Christopher Eales und Will Bishop-Stephens, Grossbritannien 2014

Two Films About Loneliness

Begründung: Der Film erzählt parallel die Geschichten zweier Figuren, die auf je eigene Weise mittels Internet Kontakt suchen und überraschend zueinander finden. Per Split-Screen und im Stop-Motion-Verfahren gelingt den beiden Filmemachern eine Geschichte mit Leichtigkeit und Witz über die Bedeutung von Beziehungen in einer medial geprägten Gesellschaft.

Die Jury sichtete außerdem Filme aus dem Programm des Wettbewerbs für Kinder- und Jugendfilme. Aus diesem Programm wählte sie den Film VLOEIBAAR STAAL (Stählerne Tage) als Ankaufsempfehlung für die beiden kirchlichen Filmvertriebsgesellschaften Matthias-Film und Katholisches Filmwerk (s.u.).

Die Mitglieder der Jury:

Matthias Kuhl (Schweiz), Jurysekretär
Théo Péporté (Luxemburg)
Sabine Schröder (Deutschland)
Eberhard Streier (Deutschland), Präsident


Festivalbericht von Jurymitglied Matthias Kuhl, Bern

Der Katalog der 60. Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen 2014 vermerkt unter "Trends und Figures" zum Internationalen Wettbewerb: "Die Ökumenische Jury vergibt einen Preis, dotiert mit 1500 Euro. Darüber hinaus spricht die Ökumenische Jury Ankaufsempfehlungen für den internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerb aus." Damit ist das Filmprogramm der Ökumenischen Jury einigermassen klar umrissen. 

99 Filme in sechs Tagen: Neunundneunzig! – So erdrückend wie das zunächst klingt, ist dieses Unterfangen an einem Kurzfilmfestival natürlich nicht, obwohl …

Internationaler Wettbewerb

In den 61 Filmen des Internationalen Wettbewerbs gab es eine unfassbare, fast unübersichtliche Vielfalt aus 35 Ländern zu sehen: historisch, absurd, (re-) konstruiert, animiert, schwarz-weiss, kritisch, collagenartig, theatralisch, anstrengend, lustig, bedrückend, dokumentarisch, anklagend, rätselhaft, unverständlich, retro, schön, beklemmend – andererseits niemals harmlos, banal oder nur amüsant. Die Filme waren selten narrativ, überwiegend experimentell und oft politisch. Das Programm war wegen der Vielzahl der kulturellen, historischen und politischen Entstehungs- und Bedeutungskontexte insgesamt sehr anspruchsvoll und eher schwer zugänglich.

Im Internationalen Wettbewerb wurde – genau wie im Deutschen Wettbewerb – der Anspruch des Oberhausener Manifests von 1962 auch im 60. Jubiläumsjahr des Festivals deutlich: Oberhausen versteht sich als Seismograph politischer und gesellschaftlicher Verschiebungen und Verwerfungen, national wie global, mit kritischem Blick auf internationale Vestrickungen. Auch die im Internationalen Wettbewerb verliehenen Preise bringen diesen Anspruch zum Ausdruck.

Der mit 8000 Euro dotierte Grosse Preis der Stadt Oberhausen ging an LA ESTANCIA von Federico Adorno, Paraguay 2014. Der mit 4000 Euro dotierte Hauptpreis ging an GANGSTER BACKSTAGE von Teboho Edkins, Frankreich/Südafrika 2013. Der mit 2500 Euro dotierte ARTE-Preis ging an EPISTROFI STIN ODO AIOLU von Maria Kourkouta, Frankreich/Griechenland 2013.

La Estancia
La Estancia

Die Ökumenische Jury stellte zwei Filme in den Mittelpunkt, die in eher narrativen Formen zwei grosse Lebenfragen thematisieren. Der Preis der Ökumenischen Jury ging an NEEUKLIDINE GEOMETRIJA (NICHTEUKLIDISCHE GEOMETRIE) von Skirmanta Jakaite und Solveiga Masteikaite, Litauen 2013. Eine Lobende Erwähnung ging an TWO FILMS ABOUT LONELINESS (ZWEI FILME ÜBER EINSAMKEIT) von Christopher Eales und Will Bishop-Stephens, Grossbritannien 2014.

Internationaler Kinder- und Jugendwettbewerb

Mit dem Internationalen Kinder- und Jugendwettbewerb gab es für die Ökumenische Jury noch eine zweite Blickrichtung. In sieben altersmässig gestaffelten Programmen wurden dort insgesamt 38 Filme präsentiert. Statt vom ruhigen Kreis der Könner, Kenner und Kritiker des Kurzfilms war man in den Vorstellungen des Internationalen Kinder- und Jugendwettbewerbs umgeben von quietschenden Kindergartenkindern, offenherzigen Grundschülerinnen, vorlauten Fünftklässlern oder müde lächelnden Pubertierendenhorden. Die Kinder und Jugendlichen genossen dabei sichtlich ihre schulfreie Doppelstunde und liessen den altersgerecht ausgewählten und moderierten Filmen ein erfrischend unmittelbares und klares Feedback zukommen.

Die Kinderjury vergab zwei mit je 1000 Euro dotierte Preise an FATIMA, Naima Mohamud, Finnland 2013 und ALLES MAG (ERLAUBT IST, WAS GEFÄLLT), Stephan Wouterlood, Niederlande 2014. Die Jugendjury vergab einen mit 1000 Euro dotierten Preis an JAMEY'S GEVECHT (JAMEYS KAMPF), Denise Janzée, Niederlande 2013.

Fatima

Die Ökumenische Jury stellte erfreut fest, dass das Angebot von Filmen für die (u.a. kirchliche) Bildungsarbeit für alle Altersgruppen quantitativ wie qualitativ sehr gut ist. Es wäre leicht möglich, aus dem diesjährigen Oberhausener Festivalprogramm zahlreiche Filme mit einer Ankaufsempfehlung auszuzeichnen. Die Ankaufsempfehlung der Ökumenischen Jury erhielt schliesslich der Film VLOEIBAAR STAAL (STÄHLERNE TAGE) von Flynn von Kleist, Niederland 2013, mit der Begründung: "In der tristen Umgebung eines Stahlwerkes kümmert sich Franka sehr um ihren Vater und den Haushalt. Als sie einen jungen Mann kennen lernt, beginnt die Siebzehnjährige, dieses Leben in Frage zu stellen. Auf einfühlsame Weise stellt STÄHLERNE TAGE die bedrückenden Lebensumstände und die Abhängigkeit der jungen Frau dar. Ebenso gelingt es dem Film mit beeindruckenden Bildern, Frankas Wunsch nach Freiheit und einem selbst bestimmten Leben zu vermitteln."


Ehrenpreis an Lars Henrik Gass

Im Rahmen der Preisverleihung sorgte die Ökumenische Jury schliesslich noch für eine kleine Überraschung: Anlässlich des 60. Jubiläums hob die Jury das Engagement des langjährigen Festivalleiters Lars Henrik Gass für den Kurzfilm sowie die Filmkunst im Allgemeinen hervor, sie würdigte seine enormen Verdienste für die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen und überreichte ihm den Ehrenpreis der Ökumenischen Jury. In seiner Dankesrede würdigte der sichtlich bewegte Festivalleiter die Arbeit der Ökumenischen Jury und der kirchlichen Filmorganisationen. In der langjährigen Zusammenarbeit mit den Kurzfilmtagen habe er immer wieder beobachtet, dass die Ökumenischen Jurys "politische und mutige Preise" verliehen.

99 Filme in sechs Tagen: Neunundneunzig! – Als ich zu Hause den Festivalkatalog durchsehe, muss ich erkennen, dass meine 99 Filme nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Oberhausener Gesamtprogramm waren. Es wäre noch viel mehr zu sehen gewesen, nämlich zusätzlich weitere 323 Filme: Verpasst habe ich den Deutschen Wettbewerb, den Nordrhein-Westfalen-Wettbewerb, den Musikvideo-Wettbewerb, das überraschende wie innovative Programm "Film without Film", dazu die "Profile" zu vier Regisseuren, vier "Archive"-Programme, ausserdem die "Open Screenings", die "Preisträger anderer Festivals", das Programm "Short Matters", alle "Emerging Artists", die Auswahl "Aus dem Archiv der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen" und alle "Market Screenings". Schliesslich war ich bei keinem einzigen Podium dabei.

Oberhausen ist unmöglich. Nächstes Jahr wieder!